Vorwort: Es folgen einige Enbu-Berichte, nur sind von einigen noch nicht die Videos beschriftet und die Fotos gesichtet worden. War ein wenig busy, hoffe aber, dass der Rest jetzt auch so langsam hochgeladen werden kann.

Hallo,

nach zwei Enbu in Tokyo und einem kurzen Abstecher nach Kyoto am Anfang der Woche, ging es am 4. Mai wieder zurück nach Kyoto, dieses Mal zum Shimogamo-Jinja. Das Enbu sollte planmässig um 13 Uhr beginnen, und so hatte ich – dank der Fahrt mit dem Nachtbus – noch einiges an freier Zeit übrig. Kyoto in der Golden Week – einer der Urlaubszeiten hier in Japan – ist immer brechend voll. Das sollte ich insbesondere am Hauptbahnhof sehen. Hunderte von Menschen standen an, um irgendwie in Richtung der Hotspots der Stadt zu kommen. Da ich von Anfang an diesem aus dem Weg gehen wollte, hatte ich mir im Vorfeld schon überlegt, wohin mich meine Ausflug führen koennte, ohne von einer Armada kulturhungriger Japaner überrannt zu werden.

Meine Entscheidung viel auf Mibu, einen Teil Kyotos, der insbesondere in der späten Tokugawa-Zeit zu einiger Berühmtheit gelangte, da hier die berüchtigte Shinsengumi für einige Zeit ihren Sitz hatte. Ich machte mich also auf Richtung Mibu und siehe da: Ruhe und Frieden, genauso wie ich es mir erhofft hatte. Erstes Ziel war der Mibu-dera, der Tempel, den die Mitglieder der Shinsengumi für einige Zeit als Hauptquartier nutzten. Eine wirklich nette Anlage auf dessen Grund sich auch ein Paar Gräber diverser Shinsengumi-Mitglieder befinden. Nach einem kurzen Verweilen ging es dann ein wenig auf Streifzug durch die Straßen von Mibu, vorbei an vielen Flaggen die das Wappen der Shinsengumi zeigten sowie einem Fanshop. Ein Fanshop? Als ich kurz verweilte, stürzte eine etwas betagte Dame aus dem Inneren und begrüsste mich überschwenglich. Als sie erkannte, dass ich an der Geschichte der Shinsengumi interessiert bin, begann ein fast nicht endender Redefluss. Eigentlich war es fast schon ein Monolog ihrerseits, nur ab und zu unterbrochen durch einige wenige Worte der Zustimmung („Achso war das!“) oder des Interesses („Aahhh!“) meinerseits. Nach vielen Anekdoten, Ratschlägen und Komplimenten bezüglich meiner Körpergroesse (ja ja, ich Riese *hust) ging es zurück Richtung Bushaltestelle. Vorher besuchte ich aber noch die Yagi-Residenz, dem Ort, an dem die Shinsengumi gegründet worden ist. Ich bezahlte eine kleine Eintrittsgebühr und lauschte anschliessend einem Touristenfüher bei seinem Vortrag im Inneren des Hauses über dessen Geschichte und wer wie wo wann gestorben ist. Alles sehr interessant.

Die Zeit schritt voran und ich machte mich nunmehr auf den Weg zum Schrein. Shimogamo-jinja liegt etwas mehr als 30 Minuten vom Hauptbahnhof entfernt. Auf Grund des hohen Touristenaufkommens an diesen Tagen, dauerte die Fahrt allerdings merklich länger. Der Schrein ist vom Aufbau wirklich sehr schön und beinhaltet in seiner Mitte zwei Bühen die an diesem Tag für die Vorführungen genutzt worden. Da sie ein wenig auseinander lagen, musste man sich entweder für eine Bühne entscheiden oder immer hin und her pendeln. Da ich mir aber rechtzeitig eins der Programmhefte gesichert hatte, konnte ich vorab die Schulen durchgehen und abwägen, was sich lohnen würde zu sehen und was nicht. Da das grosse Enbu in Asakusa erst eine Woche zurück lag, entschied ich mir für die Hautpbühne und hatte somit Gelegenheit, auch eher kleinere und unbekanntere Schulen zu sehen. Das Enbu begann mit dem Einmarsch der Teilnehmer und einer kurzen Shinto-Zeremonie. Anschliessend bot die Ogasawara ryu einen kurzen Einblick in ihr Yabusame (vom Holzpferd aus), gefolgt von dem eigentlichen Programmstart auf den jeweiligen Bühen. Leider sind die Bühen – wie man später auf den Videos sehen kann – nicht gerade optimal für Filmer. Irgendwie war immer ein Balken im Weg. Nichtsdestotrotz waren alle Vorführungen sehr spannend, wovon mir eine ganz besonders in Erinnerung geblieben ist. Die Hosokawa-ke Hyoho Niten Ichi ryu bot eine Darbietung die wirklich – ich sage es einfach so wie es ist – cool war. Da war Feuer, da war Power, da war Spirit. Tolles Metsuke, viel Druck, so muss das sein!

Ebenfalls nicht von schlechten Eltern war die Kanshin ryu-Vorführung, auch wenn ich mir gewünscht hätte, endlich mal wieder was aus dem Iaijutsu der Schule bewundern zu dürfen.

Das Sojutsu der Fuden ryu war auch sehr interessant und hat meiner Meinung nach bei vielen Zuschauern für einiges Staunen gesorgt.

Die Tennen Rishin ryu war wieder einmal auch wegen ihrer weiblichen Mitglieder ein Hingucker.

Alles in Allem war es ein wirklich tolles Enbu bei herrlichem Wetter. Der Austragunsort war mehr als passend und die anwesenden Schulen haben den Nachmittag nicht langweilig erscheinen lassen. Trotzdem hat man – wenn man am Anfang den umherstehenden Menschen ein wenig gelauscht hat – oftmals die Frage gehört, was denn überhaupt Kobudo sei. Viele ratlose Gesicher konnten hoffentlich am Ende mit neuen Eindrücken und Erfahrungen nach Hause gehen.

Wie immer an dieser Stelle: Die Fotos und Videos. Viel Freude damit!
Yours in Budo、
Micha

Shinto Muso ryu

Muso Shinden Iai Hayashizaki ryu Tsumeai

Fuden ryu Sojutsu

Hosokawake Dento Hyoho Niten ichi ryu

Owari Kan ryu

Kanshin ryu